Nackt

Die folgenden Zeilen sind aus puren Emotionen heraus geschrieben. Nicht überlegt und nicht geschönt. 

Sie sind geschrieben weil ich sie nicht über die Lippen brachte, obwohl ich sie in jenem Moment dringend raus mussten.

Ansonsten wäre es mir wohl nicht gelungen ein wenig Distanz zum erlebten zu gewinnen. Doch um es zu verarbeiten benötigte ich Distanz.

 

Ich wurde verletzt. So tief, wie sich kein Messer in meinen Körper hätte bohren können. 

Und das von einem Menschen von dem ich glaubte, dass es ihm ein Anliegen ist, meine Seele zu schützen.

 

Wieso ich so verletzt bin weiss ich selbst noch nicht. 

Denn wir alle sind doch unsere härtesten Kritiker. Es gibt rein gar nichts was ein Anderer sagen könnte worüber wir selbst nicht schon nachgedacht hätten.

 

Seit Wochen stichelten verschiedene Menschen an mir herum. Dies sieht nicht mehr so aus wie früher…. das könnte man verbessern. Hast du nicht früher viel Sport gemacht? Wo sind denn deine Muskeln? Sonne würde dir auch wieder mal gut tun.

 

Lustigerweise sind Jene die so etwas zu mir sagen selbst auch keine Mister und Misses Universe.

 

Ganz ehrlich:

Normalerweise kann ich über solche Dinge nur müde lächeln. Denn ich seh mich schliesslich jeden Tag im Spiegel und ich kenne die verschiedenen Möglichkeiten unserer Zeit, mit denen ich mich verändern könnte. 

Aber ich bin mir jedes mal sicher, dass ich das, für mein Wohlbefinden, aktuell nicht brauche.

Ich bin mir sicher, dass ich gut bin genau so wie ich bin. 

Ich fühle mich schön wenn ich Morgens nach 2h schlaf aufstehe und ich fühle mich auch schön, wenn ich meinen Bikini anziehe der oben ein wenig lockerer sitzt als früher.

Besser würde natürlich gehen, aber es ist keines meiner aktuellen Bedürfnisse. 

Währe es ein Bedürfnis könntet ihr meine Vorher-/Nachherbilder auf jedem Shopping Kanal bestaunen.

 

Aber Heute ist es Anders.

 

Mein Partner sagte ich sei zu weiss und hätte zu viel auf den Rippen. Ich sah darauf hin in den Spiegel und erwiderte:

Nein ich finde mich nicht zu weiss…. vielleicht die Beine ein wenig aber ich finde es OK. Und mit meinem Körper bin ich sehr zufrieden. Natürlich habe ich meine Makel aber die stören mich nicht.

Scherzes halber betonte ich, dass man weniger schnell altert wenn man keine, von der Sonne, knusprig gebratene Haut hat. 

Die Antwort kam promt:

Du hast vielleicht nicht so viele Falten auf der Stirne wie ich aber um deine Augen herum hast du zu viele.

Ich erschrak und sah wieder in den Spiegel.

Meine wunderschönen Augen sahen mich verunsichert an.

 

Ja da waren Falten.

 

Aber ich bin ein fröhlicher Mensch der das Leben geniesst und sich an den schönen Dingen erfreut.

Jede einzelne dieser Falten kommt vom fröhlich sein,- selbst an den dunkelsten Tagen finde ich ein Licht. Während ich mich selber anstarrte hörte ich nur vom unteren Teil der Treppe: Ins Fitnessstudio solltest du auch.

Ich erwiderte: Da können wir gemeinsam hin;- und überhörte beinahe die Aussage: Ich habe es nicht nötig, du schon.

 

Doch leider habe ich es nicht überhört. 

Meine sonst so strahlenden Augen glänzten, weil sie sich mit Tränen füllten. 

Mein Kopf schrie mich an dieses Gefühl ins Jenseits zu verbannen. Doch der Zweifel streckte seine dunkeln Arme aus und nahm mein ganzes Ich ein.

Die Tränen rollten langsam meine rosigen Wangen hinunter.

Ich stand immer noch vor dem Spiegel. Mein Herz schrie.

Ich zog mich aus. 

Da stand ich nun, und sah mich an. 

Alles.

 

Wut breitete sich in mir aus, sie liess mich noch mehr weinen und vertrieb den Zweifel aus meinem Körper.

Wie kann man es wagen an jemand anderem herum zu mäkeln! 

 

Nein. 

 

Ich bin schön und keiner kann mir etwas Anderes erzählen. 

Jeder der mir so etwas sagt, hat sich nie die Zeit genommen mich richtig zu betrachten.

 

Ich bin wunderschön.

 

Sogar in diesem Moment; wo ich weinend vor dem Spiegel sass. Weder gerade noch mit angespanntem Körper wie für ein Fotoshooting, sondern einfach nur da sass und mein Bauch diese kleine Wölbung macht.

 

Mein Kind hatte gerade keine Ahnung in welcher tiefer Krise ich mich befand. Es lief unbeschwert und fröhlich auf mich zu, sah wie ich vor dem Spiegel sass und machte es mir nach. Es sah sich selber an, und dann mich. Nun schaute es mir direkt in die Augen und entdeckte meine Tränen. 

 

Was jetzt passierte gab mir persönlich den Seelenfrieden zurück.

 

Mein Kind sagte nichts. Es schaute mich nur an, strich mit seinen kleinen Händen über mein Gesicht und betrachtete fragend die abgewischte Träne auf seiner Hand.

Es ging zum Spiegel und gab ihm einen Kuss. Danach lief es fröhlich davon um zu spielen.

 

Ich fragte mich: Was sieht mein Kind, wenn es mich anschaut?

 

Ich stand auf und sah mich immer noch im Spiegel an. 

Ja ich habe eine sehr weisse Haut, denn ich liege nie in der Sonne, weil ich meine freie Zeit damit verbringe Dinge für mich und Andere zu erledigen. Das stört mich nicht, denn das mache ich viel lieber als in der Sonne zu liegen.

Es gibt Kulturen in denen sich Menschen Chemie auf die Haut schmieren um meinen Hautton zu bekommen.

 

Ja ich habe viele Falten um meine Augen herum, aber diese sind ein Zeichen dafür wie glücklich ich bin. Meine Augen sind genau so besonders wie meine Seele. Sie sind das Schönste was ich habe. 

 

Meine Brüste.

Ich mag sie, ausser dass sie ein wenig Volumen eingebüsst haben sehen sie noch aus wie früher.

Natürlich sind sie nicht mehr so voll wie vor 2 Jahren. Shit happen's mich stört es nicht. Die 2 haben schliesslich im letzten Jahr hart gearbeitet. Pausenlos. Sie mussten immer bereit sein um alles von sich zu geben. Dass man danach ein wenig ausgelaugt ist und Zeit braucht um zur alten Form zurück zu finden kann jeder, der mal längere Zeit ohne Pause hart gearbeitet hat, nachvollziehen.

Ja ich habe nicht mehr den knackigsten Körper, aber nur, weil es nicht mehr meine oberste Priorität ist.

Würde ich dies wirklich ändern wollen könnte ich dies auch.

Mein Po.

Ja der ist nicht klein aber er gibt meinem Körper diese schöne Form und die Zusatz-Polsterung war immer praktisch wenn man auf dem Gepäckträger eines Fahrrades sitzen musste.

 

Ich habe einen gesunden Körper mit gesunden Beinen die fest im Leben stehen.

Gesunde Arme, welche jeden halten wenn er droht unterzugehen. Ich habe einen Kopf den ich nicht nur hübsch finde, nein ich kann ihn sogar gebrauchen.

 

Wieso weinte ich denn wenn ich mir meiner Selbst so sicher war?

 

Es ist ganz einfach.

 

Ich weinte weil ich mir eigentlich wünschte, dass dieser Mensch den ich Partner nannte, auch eher meine Schönheit, als meine Makel, sehen würde. 

Weil ich schon länger wusste, dass dieser Menschen an meiner Seite keiner war der mich in jeder Lebenslage schätzte, respektierte oder liebte. Ich muss einfach repräsentativ sein und funktionieren.

Weil ich wusste, dass das nur eine weitere demonstration von Überlegenheit war mit dem Ziel mich klein zu halten. 

Wieso ich das mitmache? Vielleicht weil dieses verbale Kleinmachen in den letzten Jahren mehr gewirkt hat als ich es zugeben würde? Anderst hätten die Worte mich wohl nicht getroffen.

Ich habe einige Stunden damit verbracht, zu überlegen, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. 

 

Soll ich diesen Text veröffentlichen. Er ist mega persönlich. Soll ich fremden Menschen einen so tiefen Einblick in mein Seelenleben gewähren?

 

Ich denke Ja.

Wieso auch nicht? Ich teile doch auch sonst alles mit dir, und den paar anderen die meinen Blog lesen. 

Ich kann so viel positives aus meinem Leben mit dir teilen und dir hier erzählen. Wieso dann nicht auch meine dunklen Stunden? 

Dieses Gefühl, dass ich gestern hatte, überkommt wohl nicht nur mich. Wir alle werden von den Menschen um uns herum mehr oder weniger beeinflusst. Ich denke viele davon wurden schon vom Zweifel geplagt, ausgelöst durch irgend eine Kleinigkeit die ein Mitmensch unüberlegt sagte.

 

Sogar unseren Liebsten passen wir uns an.

Bewusst oder unbewusst.

So funktioniert unser zusammenleben. 

 

Vielleicht war das auch der Grund der mich gestern so emotional werden liess.

In jeder Beziehung zu einem Menschen, ganz egal ob das ein Partner ein Familienmitglied oder ein Freund ist, gibt es Tage an denen man sich einfach nur auf den Sack geht.

Alles Nervt. 

Man selbst ist nicht in der besten Verfassung, weil man körperlich oder mental nicht fit ist und keine Zeit findet sich zu erholen. 

Dazu kommt noch das Leben. 

Dieses schöne, vielseitige und manchmal sehr anstrengende Leben.

Alles in allem ergibt eine explosive Mischung die nur darauf wartet von einer Aussage (welche vielleicht anders gemeint ist als sie verstanden wurde) gezündet zu werden.

Wenn man dann noch weiblich ist, gesteuert und randvoll von Hormonen, kann das schon mal in einem Meer aus tränen enden. (Dabei ist es sogar egal ob man prä-menstrual ist oder nicht)

 

Schlussendlich macht aber kein Hormon der Welt das Gesagte eines liebsten Menschen wieder gut. 

 

Trotz allem hat das Ganze eine Narbe hinterlassen.

Ich vergebe, vergessen werde ich es nicht.

Wehe dem der das Biest in mir weckt.

 

Man kann über alles reden. 

Ausser natürlich jemand verletzt einen wissentlich und unentwegt, da empfehle ich die Rakete welche diesen Menschen ohne halt direkt auf den Mond schiesst.

 

Das Fazit:

Es ist egal wer wie über mich denkt, diesen Schluss musste ich nicht nur auf Aussenstehende annehmen, sondern auch für die in meinem Inneren Kreis.

 

Ich bin nicht perfekt und genau das ist das Beste an mir.

 

Wer mich nicht zu schätzen weiss, mit dem teile ich weder die guten noch die schlechten Tage, da bin ich mittlerweile sehr kompromisslos.

Ich denke es wird immer wieder Tage geben an denen ich an mir Zweifeln werde.

Unabhängig davon was oder wer der Auslöser dafür war.

Ich finde das nicht einmal schlecht, denn sich selbst hin und wieder gründlich zu hinterfragen und sich ehrlich selbst zu reflektieren kann nicht schaden.

 

Ich finde sogar man darf mir sagen, wenn man etwas an oder von mir nicht gut findet.

Aber nur wenn der Grund dafür nicht die eigene Unzufriedenheit ist.

 

 

Eine Aufgabe für mich und dich:

Die nächsten Tage 5 Leute glücklich machen mit einem ehrlichen Kompliment.

Kritik bekommen wir alle genug, dabei wären meiner Meinung nach Komplimente viel konstruktiver.

 

 

💋In liebe Jessica 

Picardi Pictures
Picardi Pictures

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Samstag, 16 Juni 2018 19:37)

    Es hilft wenn man seine Gedanken und Sorgen aufschreibt. Es befreit, ähnlich als wenn man mit jemanden darüber spricht. Finde es gut und sehr mutig von Dir. Es ist leichter mit einen Unbekannten darüber zu reden. Es muss einen nicht peinlich sein, der andere kennt mich nicht.

Das bin ich:

Copyright © 2020:

Jessica Gerritsen

 

Eigentümerin:

Jessica da Silva Estrela-Gerritsen

 

All Rights Reserved by:

JessicaGerritsen©™️


Like & Follow:

Instagram ⇩

_jessicagerritsen_

Translate:

Sei ein Star!

Jetzt buchen per Mail an:

info@elenafrizler-photography.com

Weitere Shootings findest du auf hier.