Kiana's Reise - Teil 14

 

Es war ein kalter Abend, die Luft klirrte und die gefrorenen Tränen der Götter segelten sanft zu Boden.

Der Wald war finster und der federnde Boden dämpfte alle Geräusche, nur hin und wieder hörte man das Unterholz rascheln wenn ein kleines Tier dort nach Nahrung suchte.

Kiana bewegte sich geschmeidig vorwärts, ihre Füsse berührten den Boden kaum und sie war völlig in ihren Gedanken versunken als sie aus der Ferne ein Lied vernahm welches der Wind zu ihr trug.

Sie verstand nicht was gesungen wurde, aber die Stimme klang so traurig dass sie nicht anders konnte als ihr zu folgen. So lief sie also durch den verschneiten Wald, völlig verzaubert und gerührt von der Melodie und dem Gesang. Je näher sie kam desto kälter wurde es und jeder Schritte fiel ihr schwer. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten wurden zu Stunden.

Dann sah sie plötzlich zwischen den Bäumen eine junge Frau kniend, ihren Teddybären fest im Arm halten umgeben von Schnee und Eis. Kiana ging langsam auf sie zu und sprach sie an. "Ich habe deine Stimme von weitem vernommen und konnte nicht anders als ihr zu folgen. Ist dir nicht kalt? Kann ich dir helfen?"

Doch die junge Frau antwortete nicht und in diesem Moment sah Kiana dass sie am Boden festgefroren war und das Lied nicht mit ihren Lippen sondern ihrem Herzen sang. Kiana setzte sich daneben hin, umarmte sie und sprach: "Ich bin Kiana. Und auch wenn ich deinen Namen nicht kenne, so werde ich versuchen dir zu helfen." Kiana wusste nicht wie lange sie dort sass aber die Kälte und der traurige Blick der Frau trieben ihr Tränen in die Augen. Und so fielen die Tränen zu Boden, eine nach der anderen und plötzlich knirschte es. Die Starre begann sich zu lösen. Kianas warmes Herz und ihre Hilfsbereitschaft lösten die eisige Umklammerung auf.

Die junge Frau richtete sich auf und mit ihr erwachte auch der Bär zum leben!

"Andil ist mein Name," flüsterte sie heiser, "und das ist mein bester Freund und Gefährte Terion."

"Was ist euch widerfahren und was macht ihr hier im Wald?" wollte Kiana wissen. "Wir waren auf der Suche nach Terions Bruder, er hat sich verirrt und wir wollten ihn nach Hause holen. Aber als wir in diesen Teil des Waldes kamen erschien eine dunkle Fee. Sie wollte uns den Weg nicht passieren lassen, wir mussten sie in einem von ihr gewählten Spiel schlagen." antwortete Andil.

"Wir haben verloren," fuhr Terion fort, "die dunkle Fee hat uns mit einem Zauber belegt und erstarren lassen."

Kianas warmes Herz, ihre reines und selbstloses Wesen hatte die zwei Unglücklichen aus ihrer eisigen Umklammerung gelöst. Nun machten sie sich zu dritt auf die Suche nach Terions Bruder. Und je weiter sie liefen desto tiefer wurde ihre Zuneigung zueinander. So liefen sie durch den Wald, zwei Monde lang bis sie an einem kleinen vereisten Bach ankamen. Dort, direkt an der Quelle lag Terions Bruder Celtos am Boden; - auch er war der dunklen Fee begegnet und eingefroren worden. Zu dritt sassen sie um Celton herum und weinten bittere Tränen; die ganzen Anstrengungen der letzten Tage kamen hoch. Auch mit diesen Tränen erwachte Celtos wieder.

So wanderten sie nun zu viert weiter bis sie das Ende des Waldes erreichten. "Hier werde ich euch verlassen." sprach Kiana mit einem sanft lächeln.

Und so verabschiedeten sich alle voneinander, tief verbunden durch ihr gemeinsames Erlebnis.

 

Weiter zu Teil 15

 

Autorin und Model: Linda Dähler - Ravenchild

Fotos: Elena Frizler

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